Ferne Welten

Da laufen sie die Menschen, kommen und gehen wie es ihnen beliebt. In einem Moment sind sie noch da, spürbar, greifbar, nahe und im nächsten in weiter Ferne. Sie ziehen los, werden angelockt, weg von hier, weg von dir und mir.  Bewegende Geschichten bringen sie mit von ihren Reisen, manch einen hält es gar ewig dort. Es ist ein Sehnen, das sie erfüllt. Ein Sehnen nach Unbekanntem, nach Neuem, Unerwartetem. In ihren Augen sehe ich dies Sehnen, sehe diese Funken, die nach Abenteuern lüsten.

Ist es das Glück, das sie in der Ferne zu finden hoffen?

Es scheint mir als wollte der Geist sich ausdehnen und benötigt dazu weite Strecken voller Unterschiede, Höhen, Tiefen und Erlebnisse. Ich sehe sie wandern, die Menschen und weiß, dass ich es ihnen gleichtun werde. Diese Lust auf das Fremde, sie ist mir nicht fern, ist mir wohlbekannt und mein Geist wartet nur auf den Zeitpunkt sich ausdehnen zu dürfen. Bald wird die Zeit kommen zu reisen, aber erst will ich mich noch hier vergnügen. An Ort und Stelle fremde Welten kennen lernen und Höhen und Tiefen erleben. Um nach langen Reisen in eine Heimat zurückkehren zu können.

Denn ist es nicht Heimat, was die Menschen suchen?

Bis dahin schaue ich den Menschen zu, wie sie komme und gehen, freue mich mit ihnen und sehe in die Ferne.

Austausch zur späten Stunde

Wenn der Abend weit fortgeschritten und jeder in der Disco mehr Alkohol als Sauerstoff im Blut aufweist, fällt es nicht auf, dass der Boden voller Scherben ist, die Schuhe vor lauter Gebräu und undefinierbaren Flüssigkeiten am Boden festzukleben drohen und der Schweiß den Menschen in Bächen von der Stirn und über den Rücken läuft. Lüstern  wandern die Blicke durch die Menge, versuchen verzweifelt ein Augenpaar zu fangen und durch ein vom Alkohol gelöstes Lachen Schmeicheleien auszutauschen. Im Licht der blinkenden Scheinwerferkegel der Tanzfläche sieht niemand die verlaufene Schminken, niemand die sich bereits lösenden Frisuren. Und selbst wenn ist zu so später Stunde bei jedem der Anspruch auf ein perfektes Gegenüber längst verschwunden. Die torkelnden Tanzenden nähern sich einander in eindeutigen Zweideutigkeiten an, kaum einer der noch zum Rhythmus der Musik tanzt. Neugefundene Pärchen tanzen eng umschlungen zu den Beatsteaks, erfinden Rock’n’roll und Walzer neu. Körperflüssigkeiten tauschen auf die eine oder andere Weise den Besitzer. Manch einer wird unbedachtes Tun, seinen Freund daheim vergessen, Vorsätze über Bord werfen und sich ganz dem Rausch und dem Abend hingeben. Der Morgen ist in weiter Ferne. Das Hier und Jetzt zählt. Und im Jetzt, in dieser Disco, zu solch später Stunde erfährt die Erotik der Suchenden neue Tiefen. Verzweifelte, vergessen Wollende, Frohnaturen und Lebenskünstler, sie alle versammeln sich um einen Abend gemeinsam in einer Feierei zu verbringen und sich gegenseitig die Bestätigung der nächsten Tage zu geben. Der Rausch der Nacht verbringt wahre Wunder.

Und am nächsten Morgen erkennt man sich selbst nicht mehr.